Demo im ersten Schnee

Der Morgen des 26.11.2010 war ein schöner Wintertag, mit einem etwas zeitigen Beginn des Winters aber alles in allem recht angenehm, mit dem ersten Schnee des Winters.

Sicherlich kein Wetter für eine Demnostration, aber wo kommen wir denn hin, wenn wir nur noch bei Sonnenschein auf die Straße gehen? Außerdem war es ein schöner Weg sich mal wieder die Diskrepanz zwischen eigener Wahrnehmung und öffentlicher Berichterstattung vor Augen zu führen. Hier kurz die Fakten:

Thema der Demonstration: Sparpaket Stoppen
Ort: Brandenburger Tor mit Ziel Siegessäule
Demonstranten: 1500 (Polizei), 4000 (Veranstalter)
Polizisten: 1700 aus Berlin, NRW, Brandenburg und von der Bundespolizei

Allein diese Zahlen zeigen schon, dass die Polizei entweder mit mehr Widerstand gegen das neue Sparpaket gerechnet hat oder von so millitanten Demonstranten ausging, dass man schnell mal neben dem Terroralarm 1700 Beamte abstellte um ein paar Leute von ver.di der LINKEN, den üblichen Protestlern der linken Szene und ein paar Schülern vom Bildungsstreik zu bewachen, damit sie auch ja nicht die Bannmeile zum Bundestag betreten.

Die Demo war recht bunt gemischt und die Stimmung war auf Grund des kalt und regnerischen Wetters und der doch sehr geringen Teilnehmerzahl sehr gedämpft. Versuche mit sehr merkwürdigen Parolen, Sprechchören und Musik die Stimmung zu heben scheiterten. Rechts von der Demonstration hatten sich etwa 1000 Beamte aufgereiht, um den Zugang zum Tiergarten zu sichern. Hinterm Brandenburger Tor war das noch recht einfach, da hier Bauzäune die Bannmeile sicherten. Aber schon hinter der Yitzhak-Rabin-Straße war dieser Zaun nicht mehr vorhanden und das einzige was zwischen den Demonstranten stand war ein Zaun, der die Grünfläche eingrenzte und mit seinen 120cm Höhe keine ernst zu nehmende Hürde darstellte. Stellenweise war dieser sogar unterbrochen, um Passanten den Weg in den Tiergarten zu ermöglichen. Ein sicherheitstechnischer Albtraum.

Die Polizei versuchte zwar immer den gesamten Demozug zum Tiergarten abzuschirmen aber letztendlich gelang es einigen, ob es nun wirklich 300 waren sei mal dahin gestellt, Demonstranten einen Durchgang zu finden, wo noch keine Hundertschaft von Polizei davor stand und rannte in den Tiergarten.
Man muss dazu sagen, dass dies etwa 300 Meter vor der Siegessäule geschah, auf Höhe von Schloss Bellevue, weit entfernt vom Reichstag. Schnell war auch wieder eine Hundertschaft nachgerückt um die Leute aus dem Park zurück auf die Straße zu treiben. Die zwei Böller habe ich auch gehört, ich habe aber auch gesehen, dass mindestens 2 Leute mit blutigen Nasen aus der Polizeitraube kamen.

Beendet wurde die Demo vor einer Straßensperre von Polizeiautos am großen Stern, wobei kurze Zeit später auch eine Straßensperre hinter uns stand. Als dank dieser freundlichen Einkessellung kaum noch Demonstranten da waren, beschloss ich die Demo zu verlassen. Da mir der Weg zurück zum Brandenburger Tor verwehrt wurde (warum auch immer). Nahm ich den Weg Richtung Bellevue. Richtig, genau die Richtung auf der ca. 40 Minuten vorher 300 böse Demonstranten die Absperrung durchbrochen hatten.

Aber es ist sehr faszinierend wie aus dem Rennen von ein paar Demonstranten in einen Park ein Versuch wird die Absperrung der Polizei zu durchbrechen. Liebes Spiegel Online Team, bitte schreibt doch nicht so unkommentiert die Pressemitteilungen der Polizei ab!

Hier noch ein paar Bilder, damit man sich mal einen Eindruck machen kann (oder links in meiner Flickr-Box):

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